Die Bewohner des Baronats im 18. Jahrhundert

Die Bewohner von Gland waren mehrheitlich Bauern und standen mit Baron Guiguer in regelmässigem Kontakt, da dieser für die Beilegung von Streitigkeiten innerhalb von Gland und mit den Bewohnern von Prangins und Vich zuständig war.

« Il est determiné que les conseils des communes de Prangins, de Vic et de Gland recevront successivement chaque mois un diné au château ; cette institution doit mettre plus de suite dans les affaires politique du gouvernement. » (Journal de Louis-François Guiguer, baron de Prangins II-165, 18-25 octobre 1778).

Baron Guiguer

Mit Wohlwollen und bisweilen auch einem gewissen Amüsement ging er in seinem Tagebuch auf bestimmte Fälle ein. Pfarrer Favre wiederum, der 1764 im Rahmen einer statistischen Erhebung Auskunft zu geben hatte, ob viele Einwohner von Armut betroffen waren, bejahte die Frage folgendermassen: «Vor allem in Coinsins, Vich und Gland leben zahlreiche Arme. Ich präzisiere jedoch, dass die Situation weitaus schlimmer wäre, wenn wir nicht in den Genuss der grossen und allseits bekannten Wohltätigkeit von Schloss Prangins kämen».

« Une noce d’un mariage beni dans la semaine, savoir Laiduc de Benex et la mariée Blondel de Gland ont demandé le gazon de la fontaine pour sale de danse ; sur quoi ils ont été reçus dans le chateau et fêtés, en vin p[ou]r les hommes et rubans pour les filles de la noces. »( Journal de Louis-François Guiguer, baron de Prangins, tome II-64, 30 avril 1775)

Baron Guiguer

Besondere Bauwerke

Die sogenannte Pique an der Grand’Rue 87 (Foto oben links) gehörte einer ortsansässigen adligen Familie und ist zweifelsfrei das älteste Haus im Dorf. Der Treppenturm trägt die Jahreszahl 1645, ein Ziegel ist mit 1486 datiert.

1881 errichteten der Architekt J. Paccaud aus Rolle und der Unternehmer Marc Canel aus Nyon eine neue Schule, die 1954 von Roger Paréaz erweitert wurde, um die Gemeindeverwaltung im selben Gebäude unterzubringen. An den Fassaden aus dem Jahr 1881 lassen sich noch immer die rotgeäderten Einfassungen der Maueröffnungen bewundern, für die ein Gestein aus den Steinbrüchen von Arvel in Villeneuve verwendet wurde.

Die reformierte Kirche mit ihrem 25 m hohen Glockenturm aus den Jahren 1967–1968 überrascht durch ihre Moderne. Sie ist das Resultat eines Architekturwettbewerbs, den die Architekten Claude und Anne Raccoursier gewonnen hatten und der aufgrund der rasanten demografischen Entwicklung der Gemeinde ausgeschrieben worden war.

Die «kleine Schule» von Baron Guiguer

1777 gründete der Baron eine «kleine Schule, um die Bildung unserer Bauernkinder zu fördern». Mit Unterstützung von François-Barthélémy Ducros, Pfarrer von Prangins und Bruder des Malers Abraham-Louis Ducros, sorgt er dafür, dass der herkömmliche, auf Katechismus, Psalmen, Rechnen und Gesang ausgerichtete Unterricht durch weitere Fächer ergänzt wurde: Besonderes Gewicht sollte auf anwendungsorientierte Aufgaben gelegt werden, für die man auf Beispiele aus agrartechnischen Büchern zurückgriff. Genau wie das Zählen, Lesen und Schreiben sollten die Kinder auch das Ausmessen und die Bewirtschaftung eigens bereitgestellter Landwirtschaftsflächen erlernen.